
Das Equine Cushing Syndrom (ECS) lässt bei vielen Pferdebesitzern die Alarmglocken läuten. Cushing gehört mittlerweile leider zu den häufigsten "Wohlstandserkrankungen" beim Pferd. Tatsächlich ist der Begriff „Wohlstandserkrankung“ relevant, denn reell gesehen ist das eher karge Pferdeleben von früher mit dem Reitsport von heute nicht mehr zu vergleichen. Welche Auslöser die Pferdekrankheit Cushing genau hat und was du tun kannst wenn dein Pferd betroffen ist, möchten wir Dir gerne ausführlich erklären.
Was ist Cushing und welche Ursachen hat diese Pferdekrankheit?
Neben der Kurzform ECS wird auch öfters die Bezeichnung Pituitary Pars Intermedia Dysfunktion verwendet. Der Begriff kommt aus dem Englischen und zeigt an, dass eine krankhaft vergrößerte Hirnanhangdrüse (= pituitary gland) bei dieser Pferdekrankheit eine wichtige Rolle spielt. Gemeinsam mit der Nebennierenrinde werden im Körper Hormone im Übermaß produziert. Dieses Angebot ist schlichtweg zu viel für den Stoffwechsel.
Das heißt, das Gehirn des Pferdes sendet normalerweise Dopamin-Stoffe aus. Bei Pferden mit ECS sterben diese jedoch teilweise ab. Das ist in vielen Fällen der Auslöser, dass die Hirndrüse in ihrer Aktivität komplett aus der Bahn gerät.
Die Hirndrüse gibt dann Unmengen an Stoffen an die Nebennierenrinde ab, welche weiter mit Botenstoffen und Hormonen das Kortisol (wird eigentlich bei Stress ausgeschüttet!) produziert. Dort sorgt dann das Kortisol für einen steigenden Blutzuckerspiegel. Der Pferdeorganismus ist somit in ständiger Alarmbereitschaft. Diese umfangreiche Fehlproduktion schwächt auf Dauer die Abwehrkräfte des Pferdes und löst daher zahlreiche Symptome des ECS aus.
Natürlich ist dies nicht die einzige Ursache für Cushing beim Pferd. Eine weitere Ursache kann beispielsweise auch eine dauerhafte Medikamentation von Kortison sein. Ein rasches Fortschreiten der Pferdekrankheit ist hier oft deutlich wahrnehmbar. In Folge dessen entsteht eine schwere Stoffwechselstörung beim Pferd.
Auch die Pferdefütterung spielt hier eine Rolle. Zu zuckerhaltige, energiereiche Fütterung und auch Stress werden ebenso als Grund des Leidens hinterfragt.
Wusstest du das altersbezogen meist ältere Tiere (ab 15 Jahren) mit ECS zu kämpfen haben? Fast jedes 5te Pferd ist betroffen. Leider gibt es dennoch zunehmend jüngere Pferde, die schon daran erkranken.

Symptome des Cushing Syndroms
- schnelleres Schwitzen
- rasches Ermüden
- gestörter Fellwechsel beim Pferd
- vermehrte Wasseraufnahme und Harndrang
- Gewichtsverlust
- Appetitlosigkeit
- erhöhte Leber- und Nierenwerte
- die Aktivität des Pferdes nimmt ab bis hin zur Apathie
- Fettumverteilung (Fettpolster an Kamm, Kruppe oder über den Augen)
- Muskelschwund am Pferd stark am Rücken erkennbar
- mögliche Insulinresistenz
- der Bauch hängt - Folge: oft Senkrücken
- schlechtes Hufhorn
- erkranktes Tier neigt zu Hufgeschwüren
- Hufrehe (bei über 50 % aller erkrankten Pferde ein Thema)
- gestörte Fruchtbarkeit
- Zahnerkrankungen oder cushingbedingte Geschwüre im Maul
- Wunden heilen schlecht ab
- mögliche Degeneration von Knochen-, Muskel- und Bindegewebe
Wie wird Cushing beim Pferd diagnostiziert?
Der Tierarzt wird zu aller erst natürlich nach diesen Symptomen fragen und schauen. Um eine sichere Diagnose zu erhalten ist es notwendig eine Blutuntersuchung durchzuführen. Hierbei kann unter anderem auch der ACTH-Wert bestimmt werden. Diese Bestimmung ist auch sehr wichtig, um die ähnlich verlaufende EMS-Erkrankung auszuschließen.
Kritisch zu betrachten sind beim ACTH Werte mit >50 pg/ml. Liegt der Wert über >100 pg/ml weist das zweifelsohne auf das Cushing Syndrom beim Pferd hin.
Ein weiteres Testverfahren ist ein TRH-Stimulationstest. Dieser kann ebenfalls Aufschluss darüber geben, ob das Tier erkrankt ist. Bei diesem Stimulationstest wird der Kortisol-Wert bestimmt. Dann erfolgt eine Zugabe des TRH-Hormons und es wird im Anschluss noch einmal gemessen. Steigt bei der zweiten Messung der Wert deutlich innerhalb einer halben Stunde schließt das auf Cushing hin. In Kombination mit dem Dexamethason-Test eine sehr sichere Erkennungslage.

Therapiemöglichkeiten
Leider ist diese schwerwiegende Stoffwechselstörung beim Pferd eine Pferdekrankheiten welche nicht heilbar ist. Doch das muss nicht gleich das Schlimmste für deinen Liebling bedeuten. Dank eines vom Tierarzt verschriebenen Pergolid-Präparats und gleichzeitiger, bedarfsgerechter Gabe von bestimmten Micronährstoffen sowie bioaktiven Substanzen kann man noch funktionierende Stoffwechseltätigkeiten aufrecht erhalten. Das Ganze nennt sich dann "palliative Therapie". Sie begleitet das Pferd nun bis zu seinem Lebensende.
Mögliche Therapien:
- ein Pergolid-Medikament (stimuliert die Ausschüttung von Dopamin) wird vom Tierarzt verordnet
- Mönchspfeffer (soll ebenfalls ECS-Pferde positiv unterstützen)
- Micronährstoffe
- erhöhter Bedarf an Antioxidantien (Vitamine)
- bioaktive Stoffe
Außerdem wichtig:
Diätische Maßnahmen sind erforderlich!

Fütterung von einem Cushing Pferd
Grundfutter:
Qualitativ hochwertiges Heu und Futterstroh sind wichtig für eine gesunde Darmfunktion beim Pferd. Bei Hufrehe gefährdeten Tieren macht es Sinn das Heu zu wässern oder zu bedampfen.
Aber hierbei Achtung: Auch die Nährstoffe schwinden dabei!
Ist das Pferd zu dünn, können hochwertiges Eiweiß und Aminosäuren zugefüttert werden.
Energiefutter:
Hier solltest du auf Getreide bewusst verzichten. Keine melassierte Müsli! Sie lösen nur eine hohe Glucose- und Insulinreaktion aus. Besser sind unmelassierte Rübenschnitzel und Öle (z. B. Leinöl).
Obst, Karotten und auch zu viel Gras sind nicht ideal. Hier versteckt sich viel Glucose.
Mineralfutter:
Ein erhöhter Bedarf an Micronährstoffen beim Pferd kann von deinem Tierarzt ermittelt werden. Diese Zufütterung ist sehr wichtig, um den Nährstoff-Dysbalancen Herr zu werden. Sie unterstützt alle Prozesse im Pferdekörper und kann das Fortschreiten des Cushing Syndroms beim Pferd verlangsamen.
Bioaktive Pflanzenstoffe wirken abwehrstärkend und sind ebenso ein wichtiger Teil der Ernährung.
Wichtig:
Regelmäßige Nachuntersuchungen machen sichtbar, woran es fehlt. Nur so kann die genaue Dosierung von Medizin, Mineralien, Nährstoffen und Futter gewährleistet werden. Dein Tierarzt wird Dir ganz bestimmt mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Cushing beim Pferd vorbeugen – geht das?
Sicherlich ist die artgerechte Haltung, ausreichender Sozialkontakt, angepasste Bewegung und eine bedarfsgerechte Fütterung die beste Vorbeugung gegen das Equine Cushing Syndrom. Natürlich gilt dies auch für alle anderen Pferdekrankheiten.
Jedoch spielt gerade bei ECS Übergewicht eine entscheidende Rolle und sollte vermieden werden. Bewegungsanreize in einem Offen- oder Aktivstall sind absolut zu empfehlen.
Hier gilt: Halte generell Bewegung und Fütterung möglichst immer im Gleichgewicht. Das ist schon "die halbe Miete" und eine wichtige Gesundheitsformel.
Mein Pferd hat Cushing - was nun?
Absolutes MUST DO: Führe ein aktives Gesundheitsmanagement.
- tägliche Medikamentengabe
- regelmäßige Kontrollen des Tierarztes
- weiterhin regelmäßige Zahn- und Hufpflege
- angepasste Bewegung
- eine individuelle Rationskalkulation bei der Fütterung
- falls nötig das Pferd scheren
- saugfähige Einstreu bei starkem Harndrang
So wird es Deinem Pferd sicher schnell besser gehen und Ihr werdet lernen mit dieser Pferdekrankheit umzugehen und zu leben.