
Sein Pferd wird regelmäßig bewegt, hat vielleicht via Offenstall viel Sozialkontakt, erfreut sich an täglichem Weidegang und hat Zugang zu ausreichend Raufutter. Das klingt super und doch können in dieser eigentlich vorbildlichen Haltung Gefahren lauern, die Dir als Pferdebesitzer erst einmal gar nicht in den Sinn kommen. Die Rede ist von Giftpflanzen für Pferde, die leider auf manchen Koppeln heimisch sind oder sich sogar im Heu in getrockneter Form befinden können.
Da Pferde einen feinen Instinkt haben, werden Giftpflanzen aufgrund ihrer Bitterstoffe auf der Weide meist gemieden. Aber dieses Verhalten ist nicht gesichert, da manche dieser Pflanzen erst ab einer gewissen Wuchshöhe ihren widrigen Geschmack entwickeln. Und wie sieht es aus, wenn die Tiere über längere Zeit auf abgefressenen Weiden stehen? Die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme ist dann bedeutend höher.
Aber auch, wenn Dein Pferdchen "saubere" Koppeln hat, ist die Gefahr nicht gebannt. Wie oben beschrieben, können selbst im Heu Pflanzenteile von abgemähten Giftpflanzen stecken, die Deinem Tier erheblichen Schaden zufügen können. Bei einigen Pflanzen beispielsweise Hahnenfuß schwindet das Gift zwar nach Einhaltung einer Lagerungszeit von ca. 6-8 Wochen, andere jedoch wie das Jakobskreuzkraut oder die Herbstzeitlose verlieren ihre toxischen Bestandteile nicht und können der Pferdegesundheit schon in kleinen Mengen sehr schaden.
Somit besteht das Risiko einer Vergiftung beim Pferd und der schnellen Notwendigkeit vom Tierarzt also nicht nur während der Weidezeit, sondern tatsächlich auch über die Wintermonate hinweg, wenn primär Heu gefüttert wird.
Eine weitere Aufnahme von Giftpflanzen kann bei einem Spaziergang/Ausritt/Turnier passieren. Ob auf dem Reitstall-Gelände selbst, im Wald und auf der Wiese oder entlang an Hecken in einer Wohnsiedlung - überall dort können giftige Pflanzen stehen, die mit einem raschen Happs im Maul des naschen wollenden Tieres landen.
Also Achtung bei Ziergehölzen, die Grundstücke abgrenzen, bei über den Zaun wachsenden Blumen oder bei schmucker Hof- und Turnierdekoration!
Einige Giftpflanzen, die für Pferde besonders gefährlich sind und deren Vorkommens-Gebiet
Jakobskreuzkraut
=> Wiese, Weg- und Waldrand
Raukenblättrige Kreuzkraut
=> Vorkommen wie oben
Herbstzeitlose
=> bevorzugt feuchtere Wiesen
Johanniskraut
=> am Waldrand, auf Feuchtwiesen
Gundelrebe, Gundermann
=> Bodendecker am Wegesrand, im Wald, bei Mauern, Unterbewuchs an Sträuchern, im Halbschatten der Bäume
Wolfsmilch
=> an Böschungen, Wegrand, Gärten
Blauer Eisenhut
=> Gärten, Uferböschungen, feuchte Weiden
Farn
=> Waldrand, lichter Wald
Schwarze Tollkirsche, Bilsenkraut und Stechapfel
=> Nachtschattengewächse
=> lichte Wälder, Wegrand
Gefleckter Schierling
=> Brachland, Wegrand, Äcker, Gärten
Fingerhut
=> Sonnenhang, lichter Wald, Gärten
Eibe
=> Hecke, Gärten, Wald
Maiglöckchen
=> Wald, Garten, unter Büschen
Sumpf-Schachtelhalm
=> Ufernähe (Bach, Fluss), Feuchtwiesen
Seidelbast
=> Wald, Gebüsch, Ufernähe, Gärten
Ziergehölze, Bäume
Bergahorn, Eiche, Robinie (Akazie), Goldregen, Buchsbaum, Thuja, Pfaffenhütchen, Engelstrompete, Liguster...



Wichtig:
Diese Listen sind leider längst nicht vollständig. Es ist in jedem Fall ein Vorteil sich über sämtliche Giftpflanzen literarisch und bilderreich weiteres Wissen einzuholen!
Vergiftungserscheinungen erkennen
Hierbei gibt es zwei Varianten. Die akut auftretende Vergiftung, die direkt im Anschluss beim Fressen von Giftpflanzen beim Pferd entsteht oder den chronischen Vergiftungsverlauf, der sich über längere Zeit hinzieht, anfangs unbemerkt bleibt und dann zum Beispiel mit Müdigkeit und Leistungsabfall erkenntlich macht. Stimmt, der chronische Verlauf deutet nicht sofort auf eine Vergiftung hin, daher ist es wichtig, dass im Falle einer anfänglichen Pferdekrankheit immer auch in diese Richtung geforscht werden sollte (Weide ablaufen, um mögliche Pflanzen zu entdecken oder Heu intensiver begutachten).
Typische Vergiftungssymptome:
- deutliche Pupillenvergrößerung
- Lichtempfindlichkeit
- starke Speichelbildung
- blasse bis bläuliche Schleimhäute
- Nervosität
- veränderter Herzschlag bis hin zu Kreislauf-Zusammenbruch
- Temperatur zu niedrig/zu hoch
- das Tier trinkt vermehrt
- Futterverweigerung
- Schweißbildung
- Hautveränderungen wie Ödeme oder Ausschlag
- evtl. Beschwerden beim Schlucken
- Atmung ist nicht normal oder unter Lähmung
- Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen
- Muskelzittern bis hin zu Krämpfen
- Verdauungsstörungen (Kotwasser, Durchfall, Verstopfung)
- Blut im Kot
- Erblindung
- Kolik beim Pferd
Sofortmaßnahmen bei einer Vergiftung beim Pferd