
In letzter Zeit wurde viel über Öle in der Pferdefütterung diskutiert. Oft geht es darum, ob die Tiere Öl überhaupt verdauen können. Ein Argument steht hier meist an erster Stelle: "Pferde besitzen keine Gallenblase, die für die Ölverdauung zuständig wäre." Grundsätzlich ja richtig. Diese benötigen sie aufgrund ihrer eher fettarmen Ernährung nämlich nicht. Tatsächlich zeigt die Biochemie der Tiere jedoch, dass die Ölverdauung eines Pferdes in Magen und Darm aufgrund fettzersetzender Lipasen (Enzyme) trotzdem zustande kommt. Und, was noch wichtiger ist, funktioniert. Die fehlende Galle wird von einer gallensaftproduzierenden Leber ersetzt. So verfügt das Pferd also dennoch über ein ähnliches Organ und eine Fettverdauungskapazität. Den Rest der Aufspaltung übernehmen weitere Teile des Magens wie die Bauchspeicheldrüse und in der Darmgegend hauptsächlich der Zwölffingerdarm.
Die Menge erfordert Kontrolle
Natürlich ist der Ölverdauung auch eine Grenze gesetzt. Im Gegensatz zu Tieren, die über eine Gallenblase verfügen, wird die Menge an Öl in der Pferdefütterung daher auch weiter unten angesetzt. Wichtig vorab ist, dass Du Dein Pferd langsam an die Ölfütterung gewöhnen solltest. So ist es zu Beginn ratsam die empfohlene Dosis des erworbenen Öls langsam einschleichen zu lassen. Heißt, erst mit weniger anfangen und sich dann an die Gesamtmenge herantasten. So hat der Pferdeorganismus Zeit, sich auf den neuen Futterzusatz und dessen Verwertung einzustellen.

Der Einfluss von Ölen auf den Organismus des Pferdes
Ob beim hoch im Training stehenden Sportpferd oder beim etwas entspannter lebenden Freizeitpferd - alle können aus einer mengenmäßig kontrollierten Ölbeigabe ihren Nutzen ziehen. Vorausgesetzt, es handelt sich um ein dreifach ungesättigtes Öl. Hierzu zählen die Omega-3-Fettsäuren sowie die Omega-6-Fettsäuren. Während letztere zum Beispiel in Traubenkernöl vorkommen, ist beim Omega-3 das Leinöl der Spitzenreiter. Auch Fischöl hat diese Werte, ist jedoch bei manchen Pferden geschmacklich nicht unbedingt auf der Wunschliste.
In erster Linie steht das Öl in der Pferdefütterung bekanntlich als Energielieferant, ohne dabei mit einem Überschuss an Eiweiß den Körper zu belasten. Gerade einem Sportpferd, das unterm Reiter oder vor der Kutsche wirklich hohe Anforderungen leisten muss, kommt die Energiedichte von Öl natürlich zugute. Deren hoher Energiebedarf kann über Rau- und Kraftfutter kaum gedeckt werden. Auch ein PSSM-Stoffwechselerkrankung-Pferd profitiert davon. Bei diesen Tieren ist nämlich auf kohlenhydrat- und eiweißarme Pferdefütterung zu achten. Öl bildet dann eine gute Alternative zu diversen Müslis & Co. Wertvoll ebenso als Appetitanreger für schwerfuttrige Pferde.
Weiterhin ist der positive Effekt für Haut und Haar besonders während dem Fellwechsel vom Pferd bekannt. Die Gamma-Linolensäure von Leinöl zum Beispiel kann deutlich zu einer Verbesserung des Hautbilds führen und durch die Unterstützung des Stoffwechsels eine Stärkung der Haut bewirken. So ist das Öl nicht nur rein zum Fellwechsel beim Pferd gebräuchlich, sondern kann darüber hinaus auch die Fellstruktur dauerhaft verbessern.
In jedem Fall interessant ist der Wert von Öl als Entzündungshemmer. Es kann die Anzahl von Entzündungszellen z. B. in Gelenken oder den Atemwegen senken und erweitert die Menge an immunstabilisierenden Zellkörpern. Als weiterer Vorteil zeigt sich die regulierende Funktion des Öls bei den Sekreten im Magen. Kurz gesagt: Es rutscht alles besser. Was bei zu Verstopfung neigenden Pferden natürlich ein Segen ist. Bestimmte Öle wie z. B. das Mariendistelöl können sogar eine nachhaltige Entgiftung der Leber fördern. Bedeutsam wäre dann noch das Reiskeimöl. Sein Gamma-Oryzonal-Inhaltsstoff soll sich besonders positiv auf den Muskelstoffwechsel und den oft gewünschten Muskelaufbau auswirken. Nicht vergessen dürfen wir Schwarzkümmelöl. Es ist für Pferde mit Problemen der Atemwege ein wertvoller Tipp.



Hufrehe oder EMS Stoffwechselerkrankung beim Pferd - darf Öl ins Futter?
Wenn die Balance zwischen Fütterung und Leistung stimmt, darf auch ein EMS Pferd durchaus Öl zu sich nehmen. Jedoch sollte auf ein geeignetes Fettsäurenmuster geachtet werden. Ein hochwertiges, kaltgepresstes Leinöl bietet sich hier beispielsweise an. Da beim EMS Pferd der Stoffwechsel entgleist und auch Organe wie die Leber darunter leiden, ist erneut das Mariendistelöl sehr erwähnenswert. Die EMS Stoffwechselerkrankung beim Pferd ist also generell über bedarfsgerechte Diät-Kost und einem verpflichtenden Bewegungsprogramm gut in den Begriff zu bekommen.
Für Pferde mit Hufrehe oder EMS sind Öle ein guter Energieträger. Sie liefern quasi viel stärkefreie Energie, ohne den Blutzuckerspiegel des Tieres ansteigen zu lassen. Heißt, das Öl wirkt tatsächlich verlangsamend auf die Nährstoffaufnahme in den Verdauungsorganen. Glukose wird daher deutlich zeitverzögert in den Organismus geleitet.

Fazit zu Öl in der Pferdefütterung
Der Einsatz von Öl im Trog ist für Dein Pferd mit vielen Vorteilen und wenig Nachteilen verbunden:
+ es enthält kein Eiweiß und keine Stärke
+ die Energiedichte ist recht hoch => Energielieferant
+ förderlich für den Stoffwechsel
+ Haut, Haar, Muskulatur und Verdauungsorgane profitieren davon
+ für Sportpferd wie für Freizeitpferd gleichermaßen interessant
+ leicht zu dosieren
+ schnelle Verderblichkeit (sonnenlichtgeschützt aufbewahren und zeitnah aufbrauchen!)
+ der Energiegehalt vom Öl muss bei leichtfuttrigen Rassen (z. B. Ponys) bei der Rationsberechnung beachtet werden
Wie Du nun sicher bemerkt hast, haben Öle ein weitreichendes Wirkspektrum. Wird korrekt dosiert, kannst Du Deinem Pferd wirklich Gutes tun. Du hast die Möglichkeit das für Dein Tier richtige Öl auszuwählen, um ihm ganz gezielt "einen Schuss" Gesundheit zukommen zu lassen.