
Ein Umzug steht an? Gründe für einen Stallwechsel gibt es ja viele. Vielleicht wird zukünftig Eigenregie betrieben, es gibt wirtschaftliche Veränderungen, ein Stall wird aufgelöst, Du bekommst Dein eigenes Pferd, die Ansprüche Deines Pferdes haben sich geändert, Du bist unzufrieden oder Ihr möchtet zur Ausbildung/Beritt in den jeweiligen Stall ziehen.
Nun ist so ein Umzug nicht einfach nur: Hin und gut. Schließlich handelt es sich bei Pferden um hochsensible Tiere. Dem einen mag es leichter fallen, dem anderen aber schwerer. Eine gute Vorbereitung und eine stabile Kommunikation sind daher unbedingt erforderlich, um den Tier Stress zu ersparen. An was Du als Pferdebesitzer bei Eurem Stallwechsel alles denken solltest, damit es Deinem Pferdchen keine Schwierigkeiten bereitet, möchten wir Dir nicht vorenthalten.
Warum bedeutet ein Stallwechsel überhaupt Stress für das Pferd?
Wenn alles seinen gewohnt ruhigen Gang nimmt, sind Pferde zufrieden. Demnach Gewohnheitstiere. Ein Stallwechsel bringt diese Abläufe ins Schwanken. Die Herde ist weg, im Transporter allein, ein fremder Ort samt neuer Geräuschkulisse und ebenso fremden Gerüchen, andere Artgenossen und anderes Futter. Vielleicht sind bekannte und unbekannte Menschen anwesend, die selbst Unsicherheit ausstrahlen. Das eigentlich sonst in sich ruhende Pferd vermisst aufgrund dieser vielen Einflüsse Sicherheit. Es kann den Umzug ja nicht nachvollziehen. Es denkt primär: Wo bin ich? Wo ist meine Herde? Warum ist mein Mensch aufgeregt? Lauert Gefahr? Ist Dein Vierbeiner kein Turnierpferd, dem solche Situationen bekannt sind, wird es nun nach Antworten suchen und verständlicherweise in Stress geraten.
Wie zeigt sich Umzugs-Stress beim Pferd?
- es geht schlecht in den Hänger
- vermehrtes Koten
- frisst verhalten oder verweigert Futter/Wasser => Magenprobleme
- legt sich ungern hin => übermüdet
- es ist guckig und nervös, scheut (furchtsamer Blick)
- es wiehert viel
- Verhaltensauffälligkeiten könnten entstehen
- Alltägliches wie Führen klappt z. B. nicht mehr gut
- Muskelverspannungen
- das Immunsystem vom Pferd könnte geschwächt werden und nimmt Krankheits-Erreger leichter auf
- schlimmstenfalls zeigen sich Pferdekrankheiten wie Kotwasser, Gastritis, Magengeschwür oder Kolik beim Pferd



Wie kann ich meinem Pferd den Stallwechsel erleichtern?
Du siehst, ein Umzug kann einige negative Auswirkungen auf ein Pferd haben. Um als Pferdebesitzer nicht in Notlage zu kommen, haben wir Dir eine praktische [b]Checkliste[/b] angefertigt, die Euch beiden sicherlich eine sinnvolle Hilfe sein kann.
1. Zusatzfutter
Steht hier gleich an erster Stelle, da einige Mineral- oder Nährstoffe einfach etwas länger brauchen, bis sie ihre Wirkung entfalten. Es sollte daher schon zeitig mit der Zufütterung begonnen werden. So hat sich beispielsweise die Gabe von Magnesium für kommende Stresssituationen sehr bewährt. Auch ein hochwertiger Vitamin B-Komplex fördert die Stressresistenz nachhaltig. Bachblüten sind noch ein Tipp. Tierarzt/Tierheilpraktiker frühzeitig darauf ansprechen, was für Dein Pferdchen während der Umzugs-Phase in Frage kommt.
Die zusätzliche Beigabe von kaltgepresstem Leinöl in der Pferdefütterung sorgt für eine gute Darmaktivität, ein gestärktes Immunsystem beim Pferd und beugt somit vor Darmerkrankungen wie z. B. einer Kolik beim Pferd vor. Kräuter-Beimischungen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit das Nerven- und Immunsystem vom Pferd zu stärken. Baldrian, Hopfen und Kamille sind einige von vielen wertvollen Heilmitteln aus der Natur. Ein aufwertender Vitamin C-Push für die Abwehrkräfte ist mit Hagebutten oder Traubenkernextrakt zu erreichen.
2. Erledige Gesundheitliches vor der Abreise
Hufbearbeitung, Impfungen, Wurmkur oder Routine-Untersuchungen sollten schon vor Eurem Umzug erledigt werden. Die neue Umgebung und der daraus resultierend erhöhte Stresspegel vom Pferd würde das Ganze erschweren. Vielleicht schreibt der zukünftige Stallbesitzer ohnehin eine bestimmte Impfung/Wurmkur vor, um seinen Bestand zu schützen. Also informieren!
3. Pferdefütterung
Um eine zu plötzliche Umstellung von Kraft- oder Raufutter zu vermeiden, wäre es angebracht Deinem Pferd schon etwas vom neuen Futter zu seiner gewohnten Ration im alten Zuhause beizumengen. Diese langsame "Angleichung" beugt Pferdekrankheiten wie Kotwasser, Durchfall oder Kolik beim Pferd vor. Frisst Dein Tier verhaltener, kann warmes Mash Wunder bewirken und den Darm positiv beeinflussen.
Bekommt das Pferd im neuen Stall mehr Koppelzeit oder viel Weide macht es Sinn, dass Du es schon vorab steigernd anweidest. Eventuell ist Dein baldiger Stallbetreiber auch mit anfänglich, begrenzten Koppelaufenthalten einverstanden oder er trennt einen kleinen Bereich für Dich ab. Mit freundlichen Gesprächen findet sich bestimmt eine geeignete Lösung, um das Tier vor Magen-Darm-Problemen zu bewahren.
4. Der zeitliche Rahmen
Bestenfalls erledigst Du viele Dinge schon vor Eurem Auszug. Dazu zählen beispielsweise Kündigung (Fristeinhaltung!), Daueraufträge, Verabschiedung von lieben Stall- und Reiterkollegen und die intensive Reinigung des Spints. Zubehör oder Futtermittel, die Du bis zum Umzug nicht mehr benötigst werden gleich mitgenommen. Am Tag der Fahrt sollte lediglich das Notwendigste wie z. B. Halfter und Strick (+Ersatz), Transportgamaschen, Decke, Leckerlis und Equiden-Pass im Stall sein. Eigenen oder geliehenen Hänger tags zuvor einstreuen und ein gut gefülltes Heunetz anbringen. Ist Dir der Abfahrtstag bekannt, könntest Du die verbliebene Tage/Wochen nutzen, um via Hängertraining Routine zu fördern und Entspannung im Hänger durch viel Lob und Leckereien zu belohnen. Dadurch wird Stress beim Pferd und Dir bei der kommenden Überfahrt deutlich gesenkt. Kläre schon vorher, wo Du im neuen Stall mit Hänger parken/ausladen darfst. Kennt der Stallbesitzer Eure Ankunftszeit/Tag, kann er für Dein Pferd alles herrichten (Box, Futter, Abgrenzung zu Artgenossen i. Offenstall etc...) und hektisches Gewusel entfällt. Planst Du 1-2 Urlaubstage für den Stallwechsel ein, ist das für Dich und Dein Pferd ebenfalls eine große Erleichterung. Du musst nicht auf die Uhr schauen und Dein geliebtes Huftier wird Deine längere Anwesenheit auch positiv aufnehmen. Du bist sein Mensch. Du gibst ihm Sicherheit.
5. Im neuen Stall
Dort braucht es Zeit, bis das Tier seelisch ankommt. Normalerweise kommt es als Offenstallpferd erst in einen Einzelpaddock nahe seiner Artgenossen und kann diese beobachten und beschnuppern. Überstürze die Zusammenführung nicht! Spaziergänge mit den neuen Sozialpartnern und dann eine weitläufige Koppel erleichtern die Integration in die Herde. Später darauf achten, dass es wirklich zum gemeinsamen Heu/Wasser gelangt. Notfalls weiteres Heunetz & Wassereimer anbringen. Neue Begebenheiten wie z. B. das Betriebsgelände, der Planenvorhang, sämtliche Zugänge oder die Fütterung via Steuerung müssen dem Tier anfangs in aller Ruhe gezeigt werden. Zeige viel Verständnis für Dein Pferd. Je nach Charakter des Tieres kann die Eingewöhnungs-Phase Wochen oder sogar etliche Monate in Anspruch nehmen. Begleite Dein Pferd umsichtig bei diesem Weg, im Umgang wie im Training, und lobe Fortschritte stets ausgiebig. So reduziert sich Stress beim Pferd schnell und es wird sich sicherlich bald in seiner neuen Umgebung wohlfühlen.